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  • Die Geschichte der japanischen Gärten

    Komyo-Zentempel in Dazaifu, Fukuoka

    Schon vor tausenden von Jahren entstanden in vielen Teilen der Welt die ers­ten Gärten. Eine besondere Stellung nimmt hierbei der japanische Garten ein, der nicht als Nutzgarten angelegt wurde, sondern um einer Philosophie Ausdruck zu verleihen.
    Es waren in erster Linie Angehörige der Adelsschicht, hin und wieder auch Mönche oder reiche Kaufleute, die den Bau der ers­ten weitläufigen Gärten in Auftrag gaben. Während einige dieser Anlagen rein religiösen Zwecken dien­ten, waren andere darauf ausgerichtet, dem Besucher einen Rückzugsort zur Erholung zu bieten. Mit dem Wandel der japanischen Kultur kris­tal­li­sie­rten sich auch in den traditionellen Gärten charakteristische Details heraus. Der typische Zen-Garten bestand für gewöhnlich aus Steinen und etwas Moos, die Elemente Baum und Wasser waren ebenfalls vertreten, wurden jedoch nur symbolisch dar­ge­stellt. Holprige Wege sollten den Besucher zur auf­merk­samen Betrachtung anhalten, durch die asymmetrische Anordnung entstan­den unterschiedliche Blickwinkel.

    Die Anlage der ersten Gärten reicht bis in das Jahr 0 zurück. Es handelte sich um religiöse Orte, die beispielsweise alten Shin­to-Schreinen angegliedert waren und fast ausschließlich aus einer mit Kieselsteinen bedeckten Fläche bestanden. Leider hat keiner dieser frühen Gärten die Jahrhunderte überdauert. Eine gute Vorstellung vermittelt jedoch der östliche Palastgarten von Heijo, der mit Hilfe von Ausgrabungsbefunden sorgfältig rekonstruiert und in den 90er Jahren auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
    Um das Jahr 612 erlangte ein Koreaner namens Shikomaro durch die Gestaltung besonders eindrucksvoller Gärten Be­rühmt­heit. Der Beruf des Gärtners als solcher entwickelte sich jedoch erst ab 1615 während der Edo-Zeit.

    Suizenji-Garten in Kumamoto

    Während der Heian-Zeit (794–1185) wurde die Hauptstadt von Nara nach Kyoto verlegt. Hier waren die Bedingungen für die Anlage neuer Gärten ideal, notwendiges Material gab es im Überfluss. Schon bald gehörte es unter den Adligen zum guten Ton, einen eigenen Garten zu besitzen. In dieser relativ friedlichen Epoche nahm der Einfluss der chinesischen Kultur in Japan deut­lich zu. Es galt als modern, sich nach chinesischem Vorbild zu kleiden, Angehörige der reichen Bevölkerungsschichten kamen in ihren Gärten zusammen, um chinesische Lyrik zu rezitieren. Nach und nach entstanden zahlreiche Gärten im sogenannten Shinden-Stil, was übersetzt Wohnraum bedeutet. Diese Shinden-Gärten, die einen starken chinesischen Einfluss aufwiesen, stellten die kosmische Ordnung dar, sie erzählten vom Werden und Vergehen, dem Kreislauf der Jahreszeiten und dienten der Erholung vom Alltag. In manchen dieser ausladenden Gärten wurden komplette Fischerdörfer errichtet, bogenförmige Brücken verbanden kleine Inseln mit dem Ufer, zahlreiche Kanäle luden zu Bootsfahrten ein. Nahe dem Ufer befanden sich vereinzelte Pavillons, während ein kiesbedeckter Platz vor dem Haupthaus zu verschiedenen Freizeitbeschäftigungen einlud. Teiche und Bäche, die meist von kleinen Wasserfällen gespeist wurden, stellten den Mittelpunkt der Shinden-Gärten dar. Ebenfalls be­zeich­nend ist die Farbenvielfalt der blühenden Sträucher und Beete. Jahreszeitliche Besonderheiten wie beispielsweise die Blatt­fär­bung bestimmter Pflanzen oder die Kirschblüte wurden bereits bei der Planung berücksichtigt. In dem klassischen Werk „Die Geschichte des Prinzen Genji“ findet sich eine genaue Beschreibung dieser Gartenform.
    Suizenji-Garten in Kumamoto Vollständige Shinden-Gärten sind leider nicht erhalten geblieben, doch einige der größten Gewässer wurden später in neu errichtete Gärten eingegliedert. Ein gutes Beispiel liefert der Osawa-Teich am Daikakuji-Tempel in Kyoto.
    Im Laufe der Heian-Zeit veränderte sich mit der Ausbreitung des Reines-Land-Buddhismus die Bedeutung der Gärten. Ähnlich wie die Shinden-Gärten ent­hielten diese später erbauten Anlagen zahlreiche Gewässer mit kleinen Inseln darin, doch nun dien­ten sie vornehmlich dazu, ein Abbild des bud­dhis­tischen Paradieses darzustellen. Viele der größeren Elemente finden sich noch heute im Byodoin-Tempel von Uji und im Motsuji-Tempel bei Hiraizumi wieder.

    Der Anbruch der Kamakura-Zeit (1192–1333) führte zu einem erneuten Wan­del in der japanischen Kultur. Nach der Heiji-Re­bel­lion ging die Macht an den Schwertadel über, der seinen Regierungssitz in Kamakura nahm und das gesamte System mili­tä­risch überlagerte. Mit dieser Machtverschiebung ging auch für die Adligen die Zeit der Dekadenz zu Ende. Gleichzeitig traten Volks­prediger auf, die ein neues Verständnis des chinesischen Zen-Buddhismus lehrten, der dadurch auch den niederen Be­völ­ke­rungs­schichten zugänglich gemacht wurde. In kurzer Zeit entwickelte sich eine neue Religiosität, die sich auch auf den Bau der Gärten auswirkte.
    Die neuangelegten Gärten schlossen sich oft an Tempelanlagen an. Zweck dieser Anlagen war es, den Mönchen Raum für Me­ditation zu geben, die Erholung spielte eine untergeordnete Rolle. In dieser Zeit entstand der Shoin-Stil, der durch seine klaren, aufs Nötigste reduzierten Strukturen gekennzeichnet war. Noch immer beinhalteten viele der Gärten die typischen Elemente wie Teiche, Inseln, Brücken oder Wasserfälle, doch das Gesamtbild erschien kleiner und einfacher.

    Motsuji-Tempel in Hiraizumi.

    Im Verlauf der anschließenden Muromachi-Zeit (1336–1573) setzte sich dieser neue, minimalistische Stil weiter fort. Grund da­für waren sowohl die weitere Ausbreitung des Zen-Buddhismus, der während dieser Epoche zur Staatsreligion erhoben wurde, als auch materielle Aspekte. Während des Onin-Krieges war Kyoto zu großen Teilen zerstört worden. Für größere Neuanlagen fehlte vielerorts das Geld, und auch die Tempel konnten nicht weiter mit der Unterstützung des Adels rechnen. Durch das Spiel mit der Perspektive, künstliche Tiefen und Verkürzungen gelang es nun, die Gärten um einiges größer erscheinen zu lassen. Eingrenzende Mauern verbargen sich hinter dichter Bepflanzung. Zwei recht bekannte Beispiele dieses Stils stellen die Gärten des Saiho-ji oder Tenryu-ji dar, die um das Jahr 1343 entstanden und sowohl Elemente des Shinden- als auch des typischen Zen-Gartens enthalten.
    Garten des Tenryuji-Tempels Diese minimalistische Gestaltungsweise fand ihren Höhepunkt in der Entwicklung des sogenannten Karesansui, ein Trocken­garten, der um 1513 aufkam und nur aus Kies, Steinen und Felsbrocken bestand. Mit seinen wenigen Elementen symbolisierte der Karesansui jedoch eine vollständige Landschaft, das fehlende Wasser wurde durch in den Kies gerechte Muster dargestellt. Diese Gärten dienten einzig der Meditation. Viele von ihnen sind bis heute erhalten, hauptsächlich in den führenden Zen-Tem­peln Kyotos wie Byoanji, Daitokuji, Tenryuji und Kodera. Einige ältere Beispiele wurden in Kamakura gefunden, ebenfalls die frühen Zen-Gärten von Zuisenji und Kenchoji. Berühmt sind auch die Daisen-in-Gärten mit ihrem trockenen Wasserlauf, an des­sen Ufer sich Hügel aus Sandkegeln erheben, sowie die Gartenanlage von Ryoan-ji, die eine Landschaft aus steinernen Inseln auf geharktem Sand darstellt.

    Teezeremonien hatten schon früher einen festen Platz in der japanischen Kultur gehabt, doch während der Azuchi-Momoyama-Zeit (1573–1603) erlebte diese Tradition ihren Höhepunkt. Die typi­schen Teegärten, die zu jener Zeit angelegt wurden, waren einfach gehalten und auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Charakteristisch waren eine Wartebank für Besucher wie auch der typische Wasserstein zur rituellen Reinigung der Hände, ebenso das Tor, durch das der Besucher den Garten betrat, um die Welt für eine Weile hinter sich zu lassen. Ein Pfad aus Trittsteinen stellte die Verbindung zwischen Eingang und Teehaus dar, eine dichte Bepflanzung mit Sträuchern oder Bambus symbolisierte die Wildheit der Natur. Noch heute sind viele dieser Teegärten in Japan erhalten, einige von ihnen wurden mittlerweile in größere Gärten eingegliedert.

    Koreakuen-Garten in Okayama

    Während der Edo-Zeit (1603–1867), die nach der damaligen Hauptstadt Edo (heute Tokio) benannt ist, schottete sich Japan voll­ständig gegen Einflüsse aus dem Ausland ab. Gleichzeitig blühte die Wirtschaft auf, und die herrschende Klasse fand Gefallen an einer neuen Form extravaganter Gartenanlagen, die durch Teiche, Inseln und künstliche Hügel gekennzeichnet waren. Weit­läufige Wandelgärten entstanden, oftmals mit einem Rundweg, der verschiedene Blickwinkel auf die einzelnen Elemente er­laub­te. Durch die geschickte Integration unterschiedlicher Blickachsen blieben Teile des Gartens dem Auge verborgen, die um­lie­gen­de Landschaft wurde in beeindruckender Weise in das Gesamtbild eingeflochten. Viele Lehnsherren ließen sich sowohl in ihrer Heimatstadt als auch an ihrem Zweitwohnsitz in der Hauptstadt einen eigenen Garten anlegen. Heute finden sich die meisten dieser Wandelgärten in alten Burgstädten sowie in der Gegend von Tokio. Zu den berühmtesten zählen unter anderem Kenrokuen in Kanazawa, Korakuen in Okayama, Ritsurin Koen in Takamatsu, die Katsura Imperial Villa bei Kyoto sowie Rikugi­en in der Nähe von Tokio und Koishikawa Korakuen.
    Garten des Kenchoji-Tempels in Kamakura Zu dieser Zeit entwickelte sich noch eine weitere Garten-Form, die sich be­sonders unter der Stadtbevölkerung zunehmender Beliebtheit erfreute. Bei dem sogenannten Tsuboniwa handelte es sich um eine schlichte Garten­anlage im Kleinformat, die mit wenigen dekorativen Elementen auskam und durch ihre geringen Ausmaße auch in winzigen Höfen zwischen den Häusern an­gelegt werden konnte. Diese Gärten waren zu klein, um sich darin auf­zu­halten, aber sie brachten einen Rest Natur in die Städte. Noch heute stößt man in beengten Wohngegenden auf diesen Garten-Stil.

    Im Jahre 1853 beendete Japan seine selbstgewählte Isolation. Es war der Beginn der Meji-Zeit, die mit starken westlichen Ein­flüssen einherging. Viele ursprünglich private Wandelgärten wurden der allgemeinen Bevölkerung zu­gäng­lich gemacht, nach und nach entstanden die ersten modernen Stadt­gär­ten. Auch wohlhabende Kaufleute und Politiker, die noch Wert auf die Anlage privater Gärten legten, ließen zunehmend westliche Elemente wie Blumenbeete und Rasenflächen in die Planung mit ein­flie­ßen. Die meisten dieser modernen Gärten entstanden in und um die Hauptstadt Tokio, wie beispielsweise Kiyosumi Teien.
    In einigen Gärten gelang es auf beeindruckende Weise, westliche und traditionelle Elemente miteinander zu verbinden. Bei­spiel­haft für diese Gartenkunst sind die Zengärten des Tofukuji-Tempels in Kyoto sowie die Steingärten auf der Rückseite des Kongobuji-Tempels am Koyasan, die im Jahre 1939 entstanden, oder auch die Gärten des Adachi Art Museum bei Matsue, die aus noch jüngerer Zeit stammen. Dennoch verloren die japanischen Gärten in der ersten Hälfte des 20. Jahr­hunderts stark an Bedeutung. Mit der aufstrebenden Industrialisierung des Landes verschoben sich auch die Prioritäten. Erst nach Ende des 2. Weltkriegs stieg das Interesse an den Gärten wieder an.

    Steingarten des Ryoanji-Tempels
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