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Toshodaiji
Kaiserstadt Nara
Die Tempelanlage Toshodaiji wurde im achten nachchristlichen Jahrhundert von dem aus China stammenden buddhistischen Priester Jian Zhen (jap. Ganjin) im Stil der Tempyo-Ära als eine Stätte zur Ausbildung von Mönchen errichtet. Es handelt sich um den ersten buddhistischen Tempel in Japan, der zu diesem Zweck gegründet wurde.
Der Toshodaiji ist einer der am besten erhaltenen Tempel aus der Zeit, als Nara die Hauptstadt Japans war (710–774). Der Komplex legt außerdem Zeugnis für die frühe Blütezeit des japanischen Buddhismus ab. Er wurde 1998 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbe Japans aufgenommen.
Zur Zeit des Kaisers Shomu (701–756) hatte der Buddhismus zwar bereits in Japan Fuß gefasst, es fehlte aber an einer geregelten Ordination von Mönchen. Daher lud Shomu den chinesischen Mönch Jian Zhen ein, die Ordensregeln nach Japan zu bringen und dort zu lehren. Nachdem er die Reise mehrmals erfolglos abbrechen musste, traf Jian Zhen im Jahr 754 in der Hauptstadt Nara ein und wurde mit der Ausbildung und Ordination von Mönchen und Laien betraut. Insofern lässt sich sagen, dass mit Jian Zhen, der in Japan Ganjin genannt wurde, die Umformung Japans zu einem buddhistischen Land vollendet wurde und eine Blütezeit des japanischen Buddhismus begann. Die von Ganjin weitergegebene Form des Buddhismus ist Nan-shan, in Japan Ritsu-shu, und Toshodaiji ist bis heute der Haupttempel dieser Schule. Allerdings reicht seine Bedeutung nicht mehr an die zur Nara-Zeit heran, als ihm 48 andere Tempel untergeordnet waren.
Der Bau von Toshodaiji diente vor allem dem Zweck, das vorher im Todaiji errichtete provisorische Podest für die Ordinationen durch ein endgültiges zu ersetzen. Der Name des 759 gegründeten Tempels enthält eine Anspielung auf das China der Tang (jap. toh), woher Ganjin stammte. Als erster Abt von Toshodaiji widmete er sich bis zu seinem Tod im Jahr 763 der Ausbildung von Mönchen.
Den Eingang zu der Tempelanlage bildet das südliche Haupttor (Nandaimon), das 1963 im Gedenken an Ganjins 1200. Todestag restauriert wurde.
Dahinter befindet sich die vermutlich um 781, also nach Ganjins Tod, erbaute Haupthalle oder Goldene Halle (Kondo). Sie ist das größte noch erhaltene Bauwerk der Tempyo-Ära und zählt daher zu den nationalen Kulturschätzen. Nach jahrelangen Restaurationsarbeiten wurde sie 2009 wieder geöffnet. Im Inneren sind verschiedene Holzstatuen zu bewundern, vor allem ein vergoldeter Kosmischer Buddha (Rushanabutsu) in sitzender Position und zwei ihn flankierende stehende Figuren, ein Medizin-Buddha (Yakushi Nyorai) und eine tausendarmige Kannon (Senju Kannon).
Da im 8. Jahrhundert buddhistische Tempel nicht nur der religiösen Unterweisung dienten, sondern dem Studium im Allgemeinen, kam der Versammlungs- und Lehrhalle (kodo) besondere Bedeutung zu. Ursprünglich ein zum kaiserlichen Palast gehörendes Verwaltungsgebäude, wurde die Halle als Geschenk für Ganjin auf dem Gelände des Toshodaiji neu aufgebaut. Sie blieb als einziger Teil des früheren Palastes bis heute erhalten und ist ein nationaler Kulturschatz.
Zwischen Kondo und Kodo befindet sich das einzige mehrstöckige Bauwerk der Anlage, das Koro. Es handelt sich um einen Reliquienschrein (Shariden), der 1240 errichtet wurde. Alljährlich am 19. Mai findet hier im Gedenken an den damaligen Abt Kak-joh die sog. Fächerwurfzeremonie (Uchiwamaki) statt.
Die Halle des Gründers (Miedo) im Norden der Anlage beherbergt in ihrem innersten Raum einen Schrein mit einer bemalten Holzstatue von Ganjin in sitzender Position. Sie gilt als Meisterwerk der japanischen Skulptur und soll den Gründer des Tempels naturgetreu wiedergeben. Einmal im Jahr, an Ganjins Todestag (6. Juni), wird sie öffentlich gezeigt. Wände und Schiebetüren der Halle sind mit Gemälden des modernen Künstlers Higashiyama Kaii (1908–1999) geschmückt.
Ferner zählen zum Tempelbezirk zwei aus Baumstämmen errichtete Lagerhäuser (azekura), von denen das eine (Kyozo) der Aufbewahrung kostbarer Sutras dient, während das andere (Hozo) als Schatzhaus fungiert. Sie sind die ältesten Bauwerke der Anlage. Gemälde und sonstige Kunstgegenstände des Tempels werden in einem modernen, eigens zu diesem Zweck errichteten Gebäude (Shin-hozo) aufbewahrt und zweimal jährlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (21. März-19. Mai und 15. Sept. bis 3. Nov.).
Im dichten Wald der Anlage ist Ganjins Grabstätte ein Ort der Besinnung und Verehrung.