Ureinwohner Japans: Die Ainu

Die Ainu stellen eine heute anerkannte Minderheit Japans dar. Der Begriff „Ainu“ bedeutet in ihrer eigenen Sprache so viel wie „Mensch“. Früher siedelten die Ainu, neben Hokkaido, den Kurilen und Sachalin, auch im nördlichen Gebiet der japanischen Hauptinsel Honshu, wurden von dort jedoch immer weiter Richtung Norden verdrängt bzw. zwangsumgesiedelt. Die Ainu, die als eines der Urvölker Japans gelten, gehören einer anderen Volksgruppe an, als die Japaner selbst. Dies tritt z.B. an ihrem Äußeren zu Tage: Sie haben im Gegensatz zu Japanern gewelltes Haar, runde Augen und eine hellere Haut. Den Einfluss der Ainu im Norden Honshus kann man heute noch an Städtenamen in den Präfekturen Akita, Aomori oder Iwate erkennen, beispielsweise an Namen die auf den Silben „-nai“ oder „-betsu“ enden, welche an Worte für Fluss in der Ainu-Sprache erinnern.
Ihre Kultur und Traditionen unterscheiden sich ebenfalls von denen der Japaner. Bei den Ainu herrscht eine Geschlechter-Gesellschaft, bei der die Aufgaben klar nach Geschlechtern getrennt sind. Männer waren Jäger und Frauen Sammlerinnen sowie Planerinnen. Die Ainu lebten in einer matriarchalen Gesellschaft, bis auch diese vom Vordringen der Japaner zurückgedrängt worden ist. Die matriarchale Ordnung äußert sich u.a. darin, dass die Frauen sich ihre Männer aussuchen, Polygamie betreiben dürfen und die Aufgabenverteilung unter ihren Männern betreiben. Der unter den Ainu übliche Schamanismus wird ebenfalls von den Frauen ausgeübt.
Vor der Meiji-Ära (ab 1868) wurde das Volk der Ainu von den Japanern unterdrückt und ausgebeutet, seit der Meiji-Restauration wurde dies durch Diskriminierung ersetzt. So war es ihnen nicht gestattet, ihre Sitten und Bräuche auszuleben, sondern sie mussten sich denen der Japaner anpassen. Bis heute stellt der inoffizielle Rassismus gegenüber den Ainu ein großes soziales Problem dar. Vorurteile sind z.B. dadurch entstanden, dass die Ainu, einerseits als primitiv betrachtet werden, weil sie eine natürliche stärkere Körperbehaarung haben und andererseits, weil sie, aufgrund der Geschehnisse in der Vergangenheit, oft zu den ärmeren Schichten gehören. So werden sie auch bei der Arbeitssuche diskriminiert.
Viele Ainu verbergen ihre Identität, um nicht benachteiligt zu werden. Bis 1937 besuchten Japaner und Ainu getrennte Schulen. Nicht früher als 1991 hat die japanische Regierung der U.N. gegenüber eingestanden, dass Ainu zu den Ureinwohnern Japans gehörten. Erst 2008 wurde den Ainu gesetzlich der Status eines eigenständigen indigenen Volkes zugesprochen.



